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Du fütterst mich von der anderen Seite aus mit netten
unverbindlichen Worten in deinen E-Mails. Erste Beschreibungen deines
Aussehens, das erste Bild. Sympathie, wir reden über alles,
vielleicht, weil es leichter fällt mit der Tastatur auf dem
Schoß und der Distanz zwischen uns. Hier finden auch
spektakuläre Themen ein einfaches Handling. Wenn es zu eng wird,
kann jeder von uns einfach gehen und mit einem Knopfdruck den anderen
aus dem eigenen Leben hinausbugsieren, was mit realen Menschen nicht
möglich ist. Du besteht für mich aus Elektronik - aus Bits
und Bytes - , obwohl ich spüre, dass deine Worte oft noch in
meinem Kopf nachhallen, wenn der Kasten schon längst aus ist. Auf
einmal habe ich so eine unerklärliche Sehnsucht in mir, etwas
fehlt, wenn du nicht da bist. Was machst du mit mir? Ich kenne dich
nicht und doch scheinst du mich besser verstehen zu können als ich
mich selbst. Es ist wie ein Leuchtfeuer, eine flirrende
GEFÜHLSWELT - manchmal wirkt sie zerstörerisch schon durch
ein falsch gesetztes Lächeln oder ein Fragezeichen. Manchmal wirkt
sie so wie bei uns, wo deine und meine Worte einen erotischen Zauber im
anderen auslösten. Diese Magie ist so empfindlich wie wir beide.
Freiraum und Offenheit im Denken gewähren wir uns. Auf einmal war
da so ein Knopf für ein Gefühl, an dem jeder auf seiner Seite
drehte, ein Kribbeln, ein Prickeln beim Lesen des Namens. Das erste
Telefonat , die Stimme - die einfach passte, die ganz zart die Seele
streichelte und einfach nur gut tat. Das erste Treffen, der erste Kuss
- zögerlich, ängstlich und dennoch voller Sinnlichkeit und
Gänsehaut. Bits und Bytes sind zu dem Menschen mutiert, den ich
liebe, nichts mehr mit Ausklicken, mit Wegdrücken, mit Ignorieren!
Füttere mich mit deinen Worten, sie sind meine Nahrung. Lass mich
nicht verhungern...
ENDE
Schreibt mir bitte...
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